Dramatische Heimniederlage
Gegen den direkten Abstiegskonkurrenten Mitteldeutscher BC verlieren die Walter Tigers (un)denkbar knapp mit 75:76 gegen die Gäste aus Weißenfels. Am Ende musste der Videobeweis gleich mehrmals herhalten. Für die Tübinger sieht es nach dem Überraschungserfolg gegen Würzburg nun wieder unnötig eng aus, der MBC hingegen kommt mit einem Spiel weniger nun ganz dicht an die Tübinger heran und zieht sich aus den Abstiegsrängen.
Abstiegskrimi in der Paul-Horn-Arena! Mit dem dritten Spiel innerhalb einer Woche und eben dem überraschenden, aber wichtigen Auswärtserfolg in Würzburg können die Walter Tigers gegen den direkten Konkurrenten aus Weißenfels einen riesigen Schritt in Richtung Klassenerhalt schaffen. Die wichtigste Voraussetzung dabei: die richtige Einstellung.
Und es sah anfangs auch richtig gut aus! Angefangen mit einem Dreier von Garlon Green konnten die Hausherren direkt mit wichtigen Punkten beginnen, wussten die starken Angriffe des MBC immer zu erwidern, doch verpassten es ihrerseits, auch wirklich eine Führung auszubauen. So hieß es nach starkem Beginn lediglich 20:16 für die Tigers.
Zweites Viertel vorentscheidend
Doch das sollte es zunächst gewesen sein, was den Tübingern Mut machen durfte, den Sieg heute in Tübingen zu halten. In einem furiosen, aus Tübinger Sicht fehlerbehaftetem, zweiten Viertel drehte der Mitteldeutsche BC anschließend so richtig auf. Selbst unter größter Bedrängnis klappten beim Team um Top-Scorer (19 Punkte) Marcus Hatten einfach alles und die Dreier fielen förmlich vom Himmel. Tübingen hingegen konnte selbst trotz einiger Offensive-Rebounds nichts entgegen zu setzen, der Korb der Gäste schien wie verhext. Die traurige Realität: 12:33 im zweiten Viertel und damit 32:49 zur Pause.
Aber Tübingen wollte noch mal. Mit sichtlich viel Wut im Bauch rannten die Tübinger ein ums andere Mal an, attackierten die Gäste äußerst aggressiv – und mit Erfolg! Der MBC verlor nach und nach seine Treffsicherheit, die Rebounds der Tigers wurden endlich in Punkte umgemünzt und der Vorsprung schmolz zusehends. Bis endlich im dritten Viertel, nach zuvor bis zu 20 Punkten Abstand Tübingen mit 66:66 ausglich. Die Stimmung tobte, keiner der 3.500 Zuschauer blieb auf seinen Plätzen, ein irrer Schlussspurt lag in der Luft.
Sekunden, die Minuten dauern
Die letzten dreißig Sekunden, die zu Minuten werden sollten: nach einem wichtigen Rebound von Toarlyn Fitzpatrick beim Stand von 73:71 vergibt erst Nick Russel einen Versuch aus der Distanz, so dass nach Rebound von Dominique Johnson 17 Sekunden vor Schluss schließlich James Sutherland mit seinem fünften Dreier noch mal sein Team in Führung brachte – 73:74 für den MBC und nur noch vier Sekunden zu spielen! Coach McCoy reagierte, Auszeit und Spielerwechsel, mit Bogdan Radosavljevic noch mal einen „big guy“ und mit Jared Jordan den Top-Assistgeber der Liga aufs Feld schicken. Und es klappt! Jordan mit Nerven aus Drahtseilen legt einen irren Pass auf William Bufford – die Tigers führen mit 75:74! Doch die Uhr zeigt noch 2:28 Sekunden! Auszeit Weißenfels! Ein schneller Pass nach vorne, Wurf TaShawn Thomas – geblockt! Tübingen gewinnt!
Nein! Die Schiedsrichter entscheiden auf Goaltending! Weißenfels bekommt die zwei Punkte „geschenkt“, die Halle ist außer sich, die Spieler schockiert, die Offiziellen stürmen den Platz – doch das Spiel ist noch gar nicht zu Ende. Videobeweis, die Minuten verstreichen, die Anspannung liegt bleischwer in der Luft. Doch dann: Tatsächlich Goaltending, aber noch wenige Zehnten Sekunden auf der Uhr! Ballbesitz Tübingen, die allerletzte Chance, dieses Spiel zu entscheiden. Hoher Wurf auf den gegnerischen Korb, Rebound Radosavljevic direkt auf Bufford – Treffer mit dem Gong! Die Halle tobt, die Spieler jubeln – doch die Schiedsrichter geben die Punkte nicht! Wieder muss der Videobeweis her, es herrscht Verwirrung und Fassungslosigkeit bei Spielern und Fans beider Mannschaften. Doch die Schiedsrichter bleiben auch hier ihrer Entscheidung treu: der Korbleger zählt nicht!
Allen Protesten und fliegenden Gegenständen aus den Rängen zum Trotz blieb es also dabei: die Tübinger verlieren dieses so wichtige Spiel gegen den direkten Konkurrenten aus Weißenfels, die nun in der Tabelle direkt hinter den Tigers stehen. Auch wenn nach den Geschehnissen in den letzten Sekunden sicherlich ein bitterer Nachgeschmack bleibt, wurde dieses Spiel im zweiten Viertel aus Sicht der Tübinger verloren. Stand jetzt deutet alles darauf hin, dass es am Ende auch ein irres Herzschlagfinale beim Kampf gegen Abstieg geben wird, hoffentlich dann aber mit besserem Aufgang für die Walter Tigers.