In einem erneut sehr umkämpften Abstiegskrimi versagen den Walter Tigers wiederholt die Nerven. Trotz langer Führung sollte es am Ende nicht zum Heimsieg reichen und das Abstiegsgespenst bleibt in der Paul Horn Arena allgegenwärtig. Phoenix Hagen, die in der Woche zuvor aufgrund von Lizenzproblemen mit einem drastischen Punktabzug bestraft wurden, kann sich so wieder unten absetzen.
Nach dem spektakulären Finish bei der Heimniederlage vor zwei Wochen gegen Weißenfels und der deutlichen Pleite gegen Bayern München sollte im Heimspiel gegen Phoenix Hagen alles besser werden. Die Ausgangslage war dabei sogar überraschend gut, denn nachdem der Ligaverband Hagen aufgrund von Finanzlücken bei der Lizensierung zur kommenden Saison mit einem drastischen Punktabzug von drei Siegen bestrafte, bekam das Spiel plötzlich Charakter eines echten Abstiegsgipfels. Noch dazu, weil beide Teams nicht mit bester Besetzung auftreten konnten. Besonders der abermalige Verzicht auf Jesse Sanders sollte Tübingen dabei schwer treffen.
Tübingen begann sehr engagiert. Mit einem starken Spiel gegen den Ball wurde Hagen mehrmals aus dem Konzept gebracht und die Hausherren münzten diese Unzulänglichkeiten auch tatsächlich in Punkte um. In einem überragenden ersten Viertel und angetrieben von einem ungewohnt treffsicheren Jared Jordan konnte Tübingen satte 30 Punkte erzielen. Über die Videoleinwand folgten sogar die ersten Tweets der begeisterten Fans, die endlich wieder die 100-Punkte-Marke sehen wollten.
Starkem Beginn folgt der Einbruch
Diesen Trend konnten die Tigers auch tatsächlich bis zur Halbzeit bestätigen. Weitere 27 Punkte in den zweiten zehn Minuten führten zu einem überzeugenden 57:46 zum Pausenpfiff. Die Paul-Horn-Arena feierte, Tübingen schien sicher auf der Siegesstraße zu sein. Doch, wie schon allzu oft in dieser Saison, sollte es mal wieder anders kommen. Besonders ein Mann wollte den Raubkatzen so richtig ins Futter spucken: Brandon Jefferson!
Wie von Sinnen begann der mit 1,75m relativ kleine Point Guard mit einem überragenden Lauf. Unglaubliche neun Dreier sollten ihm vornehmlich über die Außen gelingen, phantastische 36 Punkte standen am Schluss auf seinem Konto. Tübingen konnte dabei zwar noch im Lauf des dritten Viertels entgegenhalten, doch der knappe Vorsprung von nur noch einem Punkt zu Beginn des letzten Viertels ließ bereits Übles vermuten.
Wieder knapp, wieder verloren
Und so kam es letztlich auch: eben von Jefferson auf 89:85 die Weichen auf Sieg gestellt, machten es die Gäste doch noch mal spannend. Nachdem Hagen ein peinlicher Fehler unterlief und sie nach fünf Sekunden nicht wieder das Spiel nach dem letzten Timeout fortsetzten, waren noch mal die Tigers in Ballbesitz. Noch 7 Sekunden und 42 Hundertstel zu spielen und ein 89:87 auf der Anzeigetafel. Jordan spielt den Ball in den Rückraum zu William Bufford, der sofort Richtung Korb zieht, dann aber doch nicht nur die Verlängerung will und den Dreier versucht – und scheitert.
Über die Wichtigkeit des Spiels muss angesichts des Jubels der Gäste beim Erklingen des letzten Pfiffs nicht mehr berichtet werden. Hagen ist somit nach dem kurzen Intermezzo durch den Punktabzug direkt wieder aus dem Abstiegskampf entwischt, für Tübingen bleibt die Lage abermals bedrohlich. Nach 31 gespielten Partien (der vermeintlich letzte Spieltag wurde ja vorgezogen) haben die Tübinger weiterhin nur zwei Punkte Vorsprung auf den 17. Platz, wenngleich auch bei Punktgleichheit die deutlich bessere Differenz und auch der direkte Vergleich gegen alle Konkurrenten für die Tigers spricht. Das nächste und damit auch letzte Heimspiel dieser Saison ist bereits am kommenden Sonntag gegen Braunschweig.