Nach dem blamablen Auftritt im letzten Heimspiel gegen Oldenburg war es am Sonntag Zeit für Wiedergutmachung von Seiten der Walter Tigers. Zwar konnte man in der Vorwoche den abgeschlagenen Tabellenletzten Hagen deutlich auswärts schlagen, doch den zahlreichen Fans der Tübinger hing immer noch das Oldenburg-Spiel tief im Magen. Wiedergutmachung war also Pflicht, ausgerechnet gegen das Team der Stunde – medi Bayreuth.
Die Gäste aus Beyreuth stellen gerade das Überraschungsteam der Liga. Acht Siege in Folge in den vorangegangenen neun Saisonspielen bedeuten nicht nur eine beeindruckende Dominanz, sondern auch einen Tabellenplatz, den vor der Saison keine Experten auf dem Zettel hatten. Für eine Mannschaft, die etwas gut zu machen hat, also nicht gerade das leichteste Los.
Doch Tübingen legte von Beginn an all jene Tugenden aufs Parkett, das man zuletzt zuhause so schmerzlich vermisste. Es wurde mannschaftlich geschlossen verteidigt, die Zweikämpfe körperlich robust geführt und auch endlich wieder souverän vorne gepunktet. So legten die Hausherren zunächst mit einem 6:0-Lauf vor, ehe die Gäste erst nach drei Spielminuten punkten konnten. Zwar schmolz dieser Vorsprung der Tigers zunehmend, doch konnte man so das erste Viertel mit 17:16 für sich entscheiden und auch vor allem die vielen Fans in der Paul-Horn-Arena wieder für sich gewinnen.
Das zweite Viertel begann ebenso rasant, Tübingen konnte seine Führung immer wieder behaupten, allerdings auch nie ausbauen. Schön wäre es gewesen, wenn dann nach 19 Spielminuten bereits die Halbzeit begonnen hätte, denn was sich in den letzten sechzig Sekunden der ersten Spielhälfte ereignete, war schier unglaublich. Zunächst erwischten die Gäste gleich mehrere Offensiv-Rebounds, um zu punkten, bis dann Kyan Anderson im Rückwärtslaufen den Buzzer-Beater auspackte – drei Punkte und damit 32:40 für medi Bayreuth zur Pause.
Doch die Walter Tigers gaben sich davon zunächst unbeeindruckt und starteten auch die zweite Spielhälfte wie schon die erste: mit voller Konzentration. Den Gästen schien gar nicht ganz klar zu sein, was gerade passierte, ehe es zur Hälfte des dritten Viertels plötzlich 42:41 hieß – für Tübingen! Bayreuth war plötzlich wieder gefordert, geriet in Folge aber immer wieder in Rückstand. Bis, wie konnte es anders sein an diesem Abend, wieder ein Buzzer-Beater herhalten musste. Wieder Kyan Anderson, wieder aus schier unmöglicher Position, wieder Führung Bayreuth zum Ende eines Viertels.
Es blieb also spannend in der Paul-Horn-Arena, die Fans peitschten ihr Team immer weiter. Vier Minuten vor dem Ende hieß es plötzlich 67:69 – alles schien möglich. Doch es kam, wie es letztlich wohl kommen musste. Während auf der einen Seite Garlon Green, der zuvor als sicherer Scorer in Erscheinung trat, relativ einfach vergab, war es auf der Gegenseite wieder ein eigentlich unnötig komplizierter Dreier, der den Gästen den Vorsprung ausbauen sollte. Die Tigers waren geschockt, die Fans frustriert. Am Ende wurde das Ergebnis mit 77:87 sogar noch unverhältnismäßig deutlich, was den Spielverlauf sowieso nicht spiegelte.
Für Tübingen bedeutet das eine weitere bittere Heimniederlage, auch wenn die Vorzeichen dieses Mal ungleich anders stehen als nach der Oldenburg-Pleite. Die Walter Tigers konnten trotz allem einem Top-Team das Leben sehr schwer machen, auch wenn es am Schluss nicht ganz reichte. Die Fans honorierten die Leistung dennoch mit viel Applaus und durchaus auch Optimismus für die kommenden Aufgaben. Dort geht es zunächst gegen Aufsteiger Vechta, eher man im nächsten Heimspiel Erzrivale und bisher ungeschlagener Vizemeister Ulm empfängt.